Ein Jahr Beschäftigungscheckup: Ältere Mitarbeiter*innen sind ein großer Schatz
Das Projekt Beschäftigungscheckup der Agenturen für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg und Bernburg und der Landesinitiative Fachkraft im Fokus wird ein Jahr alt. Zeit, um auf die bisher geleistete Arbeit zurückzublicken.
Für das Projekt sind in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg und im Salzlandkreis sechs Berater*innen aktiv. Beschäftigungscheckup sensibilisiert kleine und mittlere Unternehmen für den demographischen Wandel und seine Auswirkungen auf die Betriebe. Der Fokus liegt auf der Mitarbeiter*innengruppe über 55 Jahre. Das ist eine Altersgruppe, auf die kaum ein Unternehmen mehr verzichten kann. Sie ist gut ausgebildet, hat hohes Fachwissen und einen großen Erfahrungsschatz. Fragt man die Chefs im Lande, so nennen sie vor allem die Loyalität gegenüber dem Betrieb als Besonderheit ihrer älteren Mitarbeiter*innen: Sie fühlen sich mit dem Unternehmen verbunden. Grund genug, um sich dem Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit dieser Kolleg*innen zu widmen.
Im Salzlandkreis konzentrierte sich das Projekt Beschäftigungscheckup darauf, die Unternehmen im Bereich Gesundheit & Pflege zu beraten. Die Bedarfe und Problemlagen dort sind bekannt. Die Unternehmen haben oft dringenden Personalbedarf, die Arbeit ist physisch und psychisch belastend, die Bezahlung ist häufig nicht attraktiv und es gibt viele Früh-, Spät- und Wochenendschichten. Alles Voraussetzungen, die nicht für einen regen Zulauf an geeigneten Bewerbern sorgen. Die Personalchefs entwickelten Ideen, um dem entgegenzuwirken: In der ambulanten Pflege können die Dienstwagen oft auch privat genutzt werden. Fast alle Unternehmen optimierten ihren Nettolohn, d.h. in der Branche werden oft steuerfreie Zusatzleistungen wie die Erstattung von Fahrtkosten und Verpflegungsmehraufwand erbracht. Aber auch ungewöhnliche Maßnahmen werden im Bedarfsfall angeboten, wie die Nachhilfe für den schulpflichtigen Nachwuchs. Das sind Maßnahmen, die einen Arbeitgeber attraktiv machen und die heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor bei der Personalgewinnung sind. Der Beschäftigungscheckup konnte die Unternehmerinnen und Unternehmer dabei unterstützen und sie ermutigen, diese Angebote besser sichtbar zu machen. „Bieten Arbeitgeber solche Maßnahmen an, sollten sie diese auch bekannt machen, auf der eigenen Internetseite oder auch in Stellenanzeigen“, so Philipp Sievert, Regionalberater im Salzlandkreis.
Anders als im Bereich Pflege und Gesundheit fokussiert das Projekt Beschäftigungscheckup in der Metall- und Elektrobranche nicht vordergründig die Personalgewinnung und Arbeitgeberattraktivität. Hier möchten die Unternehmer*innen eher, dass ihnen Beschäftigungscheckup mit einer Altersstrukturanalyse hilft zu sehen, wie ihr Betrieb in drei oder auch fünf Jahren personell aufgestellt sein wird. Damit kann sowohl auf den zu erwartenden Bedarf an alternsgerechten Arbeitsplätzen und Maßnahmen der Gesundheitsförderung, als auch auf dringend benötigte Weiterbildungsmaßnahmen geschlossen werden. Die Regionalberater*innen des Beschäftigungscheckup loteten sowohl den Bedarf an Weiterbildungen als auch Möglichkeiten ihrer finanzielle Förderung aus. Zudem leiteten sie Qualifizierungswünsche auf dem Feld der Gesundheitsförderungen kompetente Ansprechpartner bei den Krankenkassen weiter.
Die Regionalberater*innen leisteten gemeinsam mit den Unternehmen in den beiden genannten Regionen eine erfolgreiche Arbeit. Schade finden sie, dass gerade die kleinen Unternehmen (zwischen 10 und 49 Mitarbeiter*innen) das Angebot von Beschäftigungscheckup nur zögernd annehmen. „Ursache dafür ist zum einen das Tagesgeschäft, zum anderen aber auch die Tatsache, dass es bei dieser Unternehmensgröße kaum einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin gibt, die sich ausschließlich dem Thema Personal im Unternehmen widmet“, so Katja Henne, Regionalberaterin in der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg. Karolin Tebarts, Regionalberaterin im Salzlandkreis ist sich jedoch sicher, „dass der große Nutzen aus einer Zusammenarbeit den Zeitaufwand wett macht. Stellen muss man sich dem Thema sowieso. Besser proaktiv als reaktiv!“
Auf die Qualität der Arbeit mit den Unternehmen sind die Regionalberater*innen stolz. Für das kommende Jahr wünschen sie sich eine bessere Aufnahme der Beratungsangebote durch die kleinen Unternehmen.